confettiparade : CC Top für Klinsmann
Der Confed-Cup war ein Turnier der Deutschen, der Überraschungen und der Rundumbetreuung bei labbrigem Bier und Essen
Als die Meisterspieler der Konföderationen nach Deutschland zogen, erklangen auch schon die Unkenrufe. Confed-Cup, braucht das der Mensch? Ist der Fußballfan des Kicks nicht überdrüssig nach der geballten Ladung Bundesliga, Champions League, DFB-Pokal und zweite Liga? Hat er nicht eine Pause verdient? Jetzt, da der Cup mit den Finalspielen am Mittwoch dem Ende entgegengeht, lässt sich sagen: Das „Festival der Meister“ hatte ein paar Überraschungen auf Lager.
Punkt eins: Das Team des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) wird das Turnier unter dem Kürzel CC Top ins Archiv einordnen. Für Jürgen Klinsmann und seine Kompagnons hätte der Confed-Cup nicht besser laufen können. Fußballdeutschland, der monarchistische Staat im Staate, hat sich entschieden, das Projekt des Bundestrainers mitzutragen. Man übt Nachsicht, will das Nationalteam als einen Haufen lernwilliger Pennäler begreifen und findet Gefallen an kleinsten Fortschritten. Klinsmann, der Mann fürs Evolutionäre, verspricht bei eifrigster Unterstützung schönsten WM-Ertrag beim Championat in knapp einem Jahr. Dann sollen sie so weit sein, die Huths und Mertesackers und Podolskis, all die Jungen, Entwicklungsfähigen, Talentierten, die „noch Zeit brauchen“, wie Klinsmann zu sagen pflegt. „Denn wir sind noch nicht da, wo wir hinwollen.“ Zur Erinnerung: Jürgen Klinsmann hat bei Amtsantritt verkündet, er beabsichtige, Weltmeister zu werden. Deutschland will an sein Versprechen glauben, weil dem Land nichts anderes übrig bleibt. Was wäre die Alternative? Lothar Matthäus? Nein, Klinsmann wird’s schon richten.
Punkt zwei: Der Confed-Cup hatte alles zu bieten, was der Unterhaltung dient. Sogar ein paar Skandälchen waren im Programm. Mexiko hielt die Öffentlichkeit hin, bis dann doch durchsickerte, dass zwei Spieler gedopt waren. Der Weltverband Fifa beließ Mexiko im Turnier, ein Team, das eine beispielhafte Mischung aus taktischer Disziplin und technischer Finesse fand. Auch flitzen hin und wieder zur Selbstdarstellung neigende Fans über den Rasen. Doch Sicherheitsrisiken, als die sie verkauft wurden, stellten sie nicht dar. Die Ordner waren meist anderer Meinung und ließen den Flitzern eine Behandlung angedeihen, die den Insassen von Guantanamo Bay bekannt vorkommen dürfte. Die meisten Spiele indessen waren von recht hohem Unterhaltungswert. Den Makel des ungeliebten Sommerfußballturniers hat der Confed-Cup abgelegt. Die Nationalteams testeten ernsthaft, bis auf die Griechen, denen der Titel Europameister weggenommen gehört.
Punkt drei: Die Mini-WM ließ ahnen, welche Vereinnahmung, politisch, kommerziell, medial, dem gemeinen Bürger in einem Jahr ins Haus steht. Der Fan durfte sich in der heilen Welt der Fifa schon einmal als Statist einrichten, das labbrige Bier des Sponsors genießen. Er durfte die schöne Erfahrung der Normierung im großen Maßstab machen. Dafür gibt eine fußballbegeisterte Familie gern mal 400 Euro für ein rundum betreutes Match aus. Und natürlich verzichtet der Fan angesichts dieses Schnäppchens, einnehmend freundlicher Ordner und deutscher Lebensart gern auf ein öffentliches Training des DFB-Teams. Ersatzweise ist dafür per Fernglas Franz Beckenbauer, Otto Schily oder Angela Merkel auf der Haupttribüne zu besichtigen. Und natürlich vergisst er, dass seine Steuerzahlungen zum Bau der Arenen beigetragen haben. Das geht auch ganz leicht. Hat Schily nicht gesagt, die WM bringe 3 Milliarden Euro plus? Da wollen wir nicht jammern, sondern uns ganz doll freuen auf das große Glück, das uns bald heimsucht.
MARKUS VÖLKER